by  Walter O. Ötsch

April 10, 2021

Was gibt es Neues?

Liebe Freund*

Du hältst/Sie halten meinen ersten Newsletter in Händen oder auf dem Bildschirm, den ich gemeinsam mit meinem Freund Fritz Hinterberger gestaltet habe. Fritz hat vor ein paar Jahren die cooppa Mediengenossenschaft  (www.cooppa.at) gegründet und hilft mir in medialen Angelegenheiten.

In den letzten Wochen habe ich u.a. mit seiner Hilfe meine Website neu gestaltet. Nun also der Newsletter!

Hier zur Anmeldung zum Newsletter.

Derzeit plane ich, etwa alle zwei Monate zu berichten, was es bei mir Neues gibt und was ich so vorhabe. Diesmal verweise ich auf zwei neu erschienene Bücher und auf eines in Planung sowie auf neue Blog-Beiträge.

Am Ende kommt noch ein Videobeitrag zu meiner Arbeit über das ökonomische Denken in unserer Gesellschaft.

Ich wünsche Euch/Ihnen viel Spaß beim Lesen und freue mich auf Feedback.

Eine Kurzfassung davon gibt es hier im Video:

 

Ihr/Euer

Walter Ötsch


Neue Bücher

100 Jahre „Fake News“

Gemeinsam mit meiner Kollegin Silja Graupe habe ich unter dem Titel „Die Illusion von Wahrheit oder die Erfindung der Fake News“ die Neuübersetzung des 1920 erschienenen Buchs „Liberty and the News“ von Walter Lippmann heraus gegeben. Lippmann war ein berühmter Journalist und einer der großen Theoretiker der Propaganda Er schreibt, wie das, was wir heute „Fake News“ nennen, produziert werden, warum das ein großes Problem für die Demokratie ist. Das Buch scheint für uns geschrieben zu sein.

Florian Rötzer hat mich dabei für „die Buchkomplizen“ interviewt.

Wir wissen, dass...

Wissen: Wissen und Nichtwissen der ökonomisierten Gesellschaft. Aufgaben einer neuen Politischen Ökonomie

als Herausgeber, gemeinsam mit Theresa Steffestun, Januar 2021, Metropolis Marburg

 Link bei Verlag

In diesem Buch ist haben Theresa Steffestun und ich Beiträge zum Wissen und NichtWissen als komplementäre Begriffe  in einer ökonomisierten Gesellschaft zusammengestellt. 

Wir gehen davon aus, dass in den letzten Jahrzehnten wirtschaftliche Prinzipien als verbindliche Handlungsorientierungen in Teilbereiche der Gesellschaft eingedrungen sind, und bezeichnen dies als „ökonomisierten Gesellschaft“. Der Ökonomie wird somit die Rolle einer gesellschaftlichen Leitwissenschaft zugestanden. Diese tiefgreifende Änderung hat gravierende Auswirkungen auf alle Gesellschaftsfelder, die bis dahin in (nicht-ökonomischen) Logiken, Handlungsmächtigkeiten und Ethiken organisiert waren.

Aus dem Videoblog

In den letzten Monaten sind drei neue Videoblog-Beiträge entstanden:

Ökologische Wende

Video 18: Was verhindert eine rasche ökologische Wende?

Seit den 1960er-Jahren kennt die breite Öffentlichkeit vom Menschen verursachte Umweltprobleme. Seit den 1980er-Jahren wissen wir um die Folgen der von Menschen verursachten Erwärmung der Erde. Seither wurden viele globale Ziele vereinbart, aber die Umsetzung war nur schleppend und ohne wirklichen Erfolg.

Das hat zwei Ursachen: bremsende Machtsysteme und hinderliche Denkweisen. In diesem Video spreche ich darüber, welche Art des Denkens under Wahrnehmung hinter dem Misserfolg der letzten Jahrzehnte stehen. Und: wer kann die ökologische Krise als Krise des eigenen Lebensbereiches erfahren und wer nicht? Welche Änderungen sind hier notwendig, damit endlich eine wirkungsvolle Umsetzung gelingt?

Mythos Markt: warum?
Video 19: Warum ist „der Markt“ ein Mythos?

In breiter Übereinkunft nehmen wir ohne tiefere Gedanken das Wort „Markt“ in den Mund und sprechen es aus, nehmen an, jeder wüßte, was es sei und nehmen es als allgemein verständlich an, ist in jedem von bildhaft jedem durch Marktplatz und Warenaustausch verankert. Dieser selbstverständlichen Gebrauch des Begriffes kann jedoch auch tieferliegender ergründet werden – mit der Frage: Was ist "der Markt" in der Einzahl und warum bezeichne ich das als Mythos?

Mythos Markt: Das Elend
Video 20: Das Ende vom Mythos vom freien Markt

Die Spuren der Denkweise des Marktes nachgehen: Woher stammt diese Denkweise? Welche Personen haben unter welchen Intentionen und in welchem Kontext damit begonnen? Wie ist dieses Denken in der Politik und der Ökonomie mit welchen Strukturen wirksam geworden? Wie ist es in die Teilbereiche der Gesellschaft eingedrungen und was bewirkt es in diesen Feldern? Darum geht es in meinem Buch vom “Mythos Markt”.

Die weltumspannende erklärende Erzählung des Austauschplatzes von Gütern und Waren:

Der Markt braucht, er verlangt, nimmt uns in die Fänge, wird personifiziert, nimmt uns in die Fänge, wir sind den Kräften des Marktes unterworfen, usw. Wer kennt sie nicht, diese nuancierten Phrasen, wenn über Wirtschaften gesprochen wird. Markt wird hier nicht als Metapher, nicht als Allegorie verstanden, sondern als Realität. Aber das ist ein Mythos im ursprünglichen Sinne.

Weiter gedacht kann der Markt personalisiert, naturalisiert und als letzte Stufe eine säkularisierte Gottheit werden. Die grundlegenden Frage, ob diese Erzählweise des Marktes stand hält oder ob ist es eine fiktive Geschichte ist, die die Welt in diese Krisen hineintreibt, _ das wird in diesem Buch umfangreich erzählt.

In den Medien

Auch im letzten Quartal gab es wieder eine Reihe von Anfragen und Interviews, unter anderem in der Wiener Zeitung über die wirtschaftlichen und politischen Folgen von Corona, den Mythos vom Markt - und die Hilflosigkeit der Eliten im Umgang mit Populismus.  

Und in einem langen Interview für die Pioneers of Change erkläre ich die Bedeutung innerer Bilder in der Erschaffung von Geschichte und darum wie wir durch den Neoliberalismus in der Krise gelandet sind. 

Eine Teilnehmerin meinte dazu: "Ötsch erklärt wunderbar klar und verständlich, welche Rolle das Menschenbild des Neoliberalismus gespielt hat in unserer gesellschaftspolitischen Entwicklung." 

Ein drittes Interview, schon aus 2018, findet sich in der Zeitschrift Agora42.

Außerdem:

Nennung (nach Interview) in Beitrag "Parallele Wirklichkeiten. Falschinformation und Verschwörungsmythen unterminieren den Kampf gegen die Corona-Pandemie", Die Furche(Martin Tauss) (14.1.2021)
Zitierung in "Der Elefant im Raum", zur Diskussion um die Rolle der Grünen in der Regierung, Der Falter (Nina Horaczek) (3.2.2021)
Beitrag  zur Sondersendung "Vom Weiterdenken der Welt" zum Thema: Was muss sich in Zukunft ändern? Radio ORF1 (12.3.2021)
Mehr und aktuell jeweils hier: https://walteroetsch.at/medienecho/


Ausblick

Über Zukunft denken und reden: ein neues Buch

Gemeinsam mit Nina Horaczek arbeite ich an einem neuen Buch, das zur Wahl in Deutschland erscheinen soll. Titel: Wir wollen unsere Zukunft zurück. Streitschrift für mehr Phantasie in der Politik. Es erscheint Anfang September 2021 im Verlag Westend Frankfurt und enthält eine Reflexion über die Phantaiselosigkeit der aktuellen Politik. Wir brauchen eine zukunftsorientierte Politik, die uns eine Orientierung geben kann für die Probleme, die auf uns zukommen. Eine solche Perspektive fehlt vollkommen - auch in Österreich.

Aufsätze

Auf meiner Website findet sich eine immer wieder aktualisierte Liste von geplanten Aufsätzen. Aktuell sind das:

Rezension von Quinn Slobodian: Globalisten. Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus, Suhrkamp 2019, soll in der Sommerausgabe 2021 von Ethik und Gesellschaft erscheinen.
Ordoliberalismus, Artikel in: Festl, Michael (Hg): Handbuch Liberalismus, J.B.Metzler Stuttgart, soll im Frühling 2021 erscheinen (mit Stephan Pühringer)
Populismus, Artikel in: Festl, Michael (Hg): Handbuch Liberalismus, J.B.Metzler Stuttgart, soll im Frühling 2021 erscheinen (mit Ruth Wodak).
Wissenschaftstheoretische Grundlagen, soll 2021 im Handbuch für Evolutorische Ökonomik bei Springer erscheinen (mit Lambert T. Koch und Silja Graupe)
Narration und Imagination. Die Rolle von imaginierten Bildern in der Geschichte der Wirtschaftstheorie. In: Priddat, Birger / Künzel, Christine (Hg): Fiktion, Narration in der Ökonomie. Interdisziplinäre Perspektiven auf den Umgang mit ungewisser Zukunft, erscheint 2021 bei Metropolis Marburg.
(Re-)Organizing ignorance in economized societies - challenges for a new Political Economy, eingereicht bei ephermera. theory & politics of organization (mit Theresa Steffestun).

Mehr und aktuell jeweils hier

Geplante Vorträge

Ebenso auf meiner Website findet sich eine immer wieder aktualisierte Liste von geplanten Vorträgen. Corona-bedingt ändert sich das natürlich von Woche zu Woche. Aktuell sind das meine Pläne:

29.+30.4.2021 > Lecture Philosophical background and social applications of the Social Panorama Model, at the online international conference Applications in Mental space, Society for Mental Space Psychology
18.5.2021 > Diskussion und Moderation zum Thema Ist die Globalisierung beendet? Wie geht es mit der Wirtschaft weiter? mit Gabriele Spilker, Politologin an der Universität Salzburg, im Rahmen der dreiteiligen Reihe Was macht die Pandemie mit der Gesellschaft?, Talk im Turm, Wissensturm Linz
19.5.2021 > Unterricht zum Thema Mythos Markt im Rahmen des Wahlfaches „Volkswirtschaftslehre unter didaktischem Aspekt", veranstaltet vom Institut für Wirtschaftspädagogik, Wirtschaftsuniversität Wien
25.5.2021 > Diskussion und Moderation zum Thema Sind wir jetzt alle depressiv? Dier psychischen Folgen der Pandemie mit Christine Kirchoff Psychologin an der Internationael Psychoanalytischen Universität Berlin, im Rahmen der dreiteiligen Reihe Was macht die Pandemie mit der Gesellschaft?, Talk im Turm, Wissensturm Linz
31.5.2021 > Vortrag zum Thema Die Wirtschaft ein Jahr nach dem Shutdown veranstaltet von der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen Salzburg
1.6.2021 > Diskussion und Moderation zum Thema Macht und Ohnmacht des Staates. Was kann der Staat? Was darf der Staat? mit Christina Schlager, Ökonomin an der Arbeilung Wirtschaftspolitik in der Arbeiterkammer Wien, im Rahmen der dreiteiligen Reihe Was macht die Pandemie mit der Gesellschaft?, Talk im Turm, Wissensturm Linz

Mehr und aktuell jeweils hier: https://walteroetsch.at/oeffentlich/vortraege/ 

Es lohnt sich also, immer wieder einmal vorbei zu schauen!


Auf der Website

Im Zuge der Umgestaltung meiner Website habe ich meine Aktivitäten in drei Arbeitsbereiche zusammengefasst und in kurzen Videos erklärt. Den erste Arbeitsbereich  nenne ich: 

“Die ökonomisierte Gesellschaft verstehen”

Wenn wir über große Probleme unserer Zeit nachdenken, brauchen wir eine Vorstellung darüber, in welcher Gesellschaft wir überhaupt leben. Mein Bild ist die „ökonomisierte Gesellschaft“. Das bedeutet: in ungemein vielen Bereichen ist ökonomisches Denken, sind betriebswirtschaftliche Kennziffern, Regeln und Anforderungen eingeflossen. Ich frage mich:

Wie haben sich diese Felder verändert und welche neuen Logiken gibt es und welche Ethik hat damit Einzug gehalten?

Darüber spreche ich in diesem Video:

Ich sehe das in meinem eigenen Wirkungsbereich. Die akademische Ausbildung hat sich in den letzten Jahrzehnten vollkommen verändert: heute man muss sich wie ein Unternehmen auf einem Marktplatz der Ideen darstellen, „performen“ – und der Markt wird entscheiden, wer sich als erfolgreich durchsetzt.

Früher war die Universität ein „geschützter Ort“, der für die Gesellschaft wertvoll war: als Ort für die Produktion gesicherten Wissens, dem die Allgmeinheit vertrauen konnte. Je mehr dieser Bereich ökonomisiert ist, d.h. je mehr Personen es hier gibt, die etwas zu „verkaufen“ und damit selbst einen ökonomischen Vorteil haben, desto unglaubwürdiger werden diese Expert_innen. 

Gerade jetzt in der Pandemie ist das eine entscheidende Frage: welchen Expert_innen können wir vertrauen?

Diese Veränderungen beruhen auf einem historischen Prozess seit den 1970er Jahren. Dabei hat sich auch die Politik verändert, der Einfluss von Think Tanks und Medien hat Denkweisen verändert und diese haben wiederum Strukturen verändert. Das zeigt auch, dass die Politik diesen Prozessen nicht ausgeliefert ist, sondern Alternativen hat.

Dass Politik handlungsfähig ist, sehen wir gerade in der Art, wie heute auf die Pandemie reagiert wird. 

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