by  Walter O. Ötsch

September 10, 2024

Gemeinsamkeiten von ÖVP und FPÖ

Ein Überblick zum Wahlkampf 2024 in Form einer Tabelle

erstellt von Walter Ötsch und Ruth Wodak

Die ÖVP hat seit Sebastian Kurz viele Positionen der FPÖ in Fragen der Migration und des Asyls sowie in kulturellen Angelegenheiten übernommen. Jetzt hat die FPÖ im laufenden Wahlkampf viele Positionen in der Wirtschaftspolitik an die ÖVP angeglichen. 

Die Tabelle dokumentiert einige Gemeinsamkeiten, auch in den Denkweisen seit Sebastian Kurz.
Für Details muss auf die entsprechenden Wahlprogramme verwiesen werden.



ÖVP

FPÖ


Sebastian Kurz

Karl Nehammer

Herbert Kickl

Asylpolitik (als Hauptthema)

Schutzhaft” einführen

Grenzen schließen, Zusammenarbeit mit Orbán und Vucic

Beschleunigung von Abschiebungen

Restriktive Maßnahmen gegen “illegale Migration”

Pushbacks legalisieren

Überdenken“ der Menschenrechte für Asylsuchende, der Europäischen MR-Charta

Bedingungen für Neuanträge zur Staatsbürgerschaft erschweren

Strafen bei “Nicht-integration” (“Null-Toleranz-Initiative”, “Vorarlbergkodex“)

Eindämmung des „Asylunwesens“

Exkludierender Sozialstaatsnationalismus bei Mindestsicherung

Kürzung von Sozialleistungen für Asylbewerber:innen

Betonung von „Deutsch“ bei Arbeitsimigration

Deutsch sprechen in der Schule, selbst in den Pausen

Karte“ für Flüchtlinge anstelle von Taschengeld

Gegen „Schlepperkriminalität“

Einwanderung in den Sozialstaat

Bevölkerungsaustausch“,

Balkanroute geschlossen“

Begrenzung von Zuwanderung gefordert;

5 Jahre keine Sozialleistungen

Rechtswidriger Stopp jeder Zuwanderung, Massenhafte Abschiebung;

Keine Sozialversicherung, nur Grundversorgung bei Krankheiten


Finanzierungsfragen für „Ausländer“ als entscheidend für Budget

Systemsichtweisen

Elite der „Leistungsträger“

Elite der „Leistungsträger“

Soziale Marktwirtschaft, „Markt“ versus „Staat“


Das (fiktiv) homogene Volk, gequält von „der Elite“, „dem System“. „Wir“ gegen „Die Anderen“, „das System“, Verschwörungsweltbild; Nativismus


Einheitspartei Kickl-Zadic-Babler“ (Chr. Stocker)

Kickl mit Gewessler gleichgesetzt

Einheitsparteien“

Fahndungslisten“

ÖVP ist Mitte (normal mit Hausverstand)

FPÖ ist Mitte (normalmit Hausverstand)

Berufung auf „Volk“ Parlament gegen Volk

Berufung auf „Normale“

Volk“ = „Normale“

Systemkritik

Kampf gegen Staatsanwälte, Richter, Untersuchungskommission, …

Verteidigung von Kurz auch nach Rechtsurteil

Kampf gegen „das System“, „Systemparteien“, Anklagebehörden, ganze Justizsystem; Narrativ von Weltverschwörung der„Globalisten“ Begriffe aus der Nazi-Rhetorik

Inszenierungen als Opfer einer politischen Justiz

Kontrolle der Strafjustiz angestrebt


Gewessler als „Staatsgefährderin“ (Wolfgang Grasl)

Bundespräsident als „Staatsgefährder“

Diskreditierung des Bundespräsidenten


Sozialpolitik

Rohe Bürgerlichkeit“, Sozialdarwinismus, Soziale Probleme sind nur individueller Natur

Sozialstaat sichern + ausbauen = Sozialismus = Kommunismus

Zentralisierung der Krankenversicherungen, Auszehrung der Unfallversicherung (AUVA)

Arbeitslosengeld reduzieren

Abbau von Arbeitnehmerrechten und von Sozialstandards

Flexibilisierung der Tages- und Wochenarbeitszeit nach oben

Begünstigung der sogenannten Privatvorsorge bei Alterssicherung

Kulturpolitik (als Hauptthema)

Leitkultur“, Unterstützung von Gasthäusern mit “österr.“ Essen;

Die „Unsrigen“ werden mit Vorschriften – von der Sprache über die Wahl des Heizungssystems bis zu Tempolimits – ihrer letzten Freiheiten beraubt.

Instrumentalisierung der Religion

Familienpolitik

Bonus für Mütter, die zu Hause bleiben (Herdprämie), Ähnlichkeit zu Ungarn

Genderpolitik (als Hauptthema)

Gegen „Gender-Ideologie“ und politische Korrektheit, “Kulturkampf“

Feminismus und LGBTQ als Feindfigur

Wirtschafts- und Steuerpolitik, Bild der Wirtschaft

Marktwirtschaft, Leistungswirtschaft, Verteidigung der zunehmenden Ungleichheit, Warnung vor Überregulierung, Standort-Rhetoriken,

Senkung der Steuer- und Abgabenquote

Verringerung der Lohnnebenkosten

Senkung der Körperschaftssteuer

Einkommenssteuer senken

Einkommenssteuer senken (Eingangssteuer 20->15%, Entfall der 48%-Stufe)

Neukodifizierung der Einkommensteuer, Steuerentlastung nur für Steuerzahler

Neoliberale Wirtschaftspolitik: Deregulierung, Leistungsanreize, niedrigere Steuern, Flexibilisierung am Arbeitsmarkt, Förderung der privaten Pensionsvorsorge

Gegen Vermögens- und Erbschaftssteuern, faktenwidrige Angstmache dagegen

Bargeld in die Verfassung

Schuldenbremse in die Verfassung

Staatsschulden unter 60% des BIP

Staatsschulden mittelfristig auf 60% des BIP

Staatsschulden von 78% des BIP schrecken Unternehmen ab


Stabilitätspakt in Verfassung

Stabilitätskriterien einhalten

Bild des Staates


Der autoritäre Staat, der die Wirtschaft fördert Schwächung demokratischer Standards

Der autoritäre nationale Volksstaat: Offene Ankündigung des Abbaus demokratischer Standards, offener Verstoß gegen Gesetze, EU-Recht und intern Vereinbarungen gefordert.

Kurz als starker Mann



Fahndungslisten“ für Andersdenkende

Zentralisation des Staatsapparats, Stärkung der exekutiven Gewalt

Geheime Regelungen zur Postenvergabe

Ablaufdatum für Gesetze

Umweltpolitik

Kampf gegen "Klimakleber und Linksradikale"

Begriffe der Klima(wandel)leugner werden verwendet

Verharmlosung der Umweltproblematiken

Offene Klimaleugnung


Für Pariser Klimaziele

Gegen Klimaziele, keine C02-Steuer

Kampf gegen „Verbotsrhetorik“ (Schnitzelland, Autoland, …)

Kaum positiven Ideen für Milderung von Klimaproblemen

Vertrauen auf künftige Technologien, Technologieoffenheit

Verkehrspolitik

Straßenbauprogramm

Alle Verkehrsmittel fördern


Österreich ist „Autoland“

Medienpolitik

Angriffe auf einzelne Journalist:innen und Medien

Angriffe auf Journ. + „Systemmedien“

Enge Zusammenarbeit mit Boulevardmedien, Inseratenkorruption

Informationen unterdrücken für kritische Medien

Keine Unterstützung/Subvention kritischer Medien. Keine gesetzlichen Maßnahmen zur Stärkung der inneren Medienfreiheit. Kein Ligitations-PR-Register.


ORF schlanker machen

ORF-Reform, keine Zwangsabgabe

Bildungspolitik

Schutz von bestehenden ungerechten Bildungseliten


Bekenntnis zu Schulnoten

Nationalpolitik in Bildung, Zurück zu Zucht und Ordnung, Rückkehr zur Disziplin vor 1986, für Überleben im Dschungel der Wirtschaft (gegen „Streichelzoo“ in Schule)


Schreiben Sie einen Kommentar:

Your email address will not be published. Required fields are marked

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}