
Wird Ende 2022 im Verlag Metropolis Marburg erscheinen
Herausgegeben von Annette Hilt und Walter O. Ötsch
Band 15 der Reihe Kritische Studien zu Markt und Gesellschaft
Das Imaginative der Politischen Ökonomie
Die Krise der aktuellen Gesellschaft ist nicht zuletzt eine Krise der Art ihres Wirtschaftens. Begreifen wir die aktuelle Gesellschaft (auch) als ökonomisierte Gesellschaft, dann stellt sich hier der Anspruch, die Selbstbeschreibung des Wirtschaftssystems durch die dominanten Wirtschaftstheorien zu hinterfragen. Dies ist genuine Aufgabe einer Politischen Ökonomie.
Traditionellerweise ist sie auf die Analyse von strukturellen Elementen des Wirtschaftssystems gerichtet. Wird aber die diskursive Seite der Reproduktion des Systems betont, das immer wieder medial durch neue Narrationen und Bildern konstituiert und rekonstruiert werden muss, dann muss eine Politische Ökonomie, die diese Vorgänge verstehen will, auch narrative und imaginative Aspekte miteinschließen.
Der Sammelband vereint Beiträge aus dem Bereich der Philosophie, den Kulturwissenschaften (inklusive der Soziologie) und der Ökonomie. Unter anderem wird erörtert, warum sich die Politische Ökonomie auch mit dem Imaginativen beschäftigen soll, welche Macht Bilder in gesellschaftlichen Diskursen ausüben und warum angesichts der aktuellen Krisen auch utopische Entwürfe notwendig sind und wie sie sich z.B. auch in neueren Filmen widerspiegeln.
Darüber hinaus soll zweierlei gezeigt werden. Zum einen, welcher Gewinn in der Beschäftigung mit Imaginationen für den Gegenstandsbereich der Ökonomik selbst liegen kann, z.B. im Verständnis ihrer eigenenTheoriegeschichte oder ihrer Praxis, die durch die imaginativen Bilder ausgeübt wird, die in gängigen ökonomischen Modellen mittransportiert werden.
Zum anderen soll vermittelt werden, wie manche Phänomene der Ökonomie sich nur unter Einschluss einer expliziten Vorstellung von simulativen Imaginationen erschließen. Darunter fällt der große Bereich von ökonomischen Entscheidungen, die sich auf eine ungewisse Zukunft beziehen und beziehen müssen.
Dies wird im Buch exemplarisch demonstriert. Damit soll sowohl der Kernbereich der ökonomischen Handlungstheorie in ihrer Begrenztheit kritisiert als auch erste Schritte in eine neue Begrifflichkeit über eine imaginative Ökonomik angeboten werden.
Inhaltsverzeichnis
Annette Hilt und Walter Ötsch (Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz): Zum Vorwort: Wozu soll sich die Politische Ökonomie mit dem Imaginativen beschäftigen?
Teil 1: Imaginationen in der Politischen Ökonomie
Walter O. Ötsch: Theoriegeschichte der Ökonomie als Imaginationsgeschichte
Annette Hilt: Macht und Gewalt der Bilder
Teil 2: Philosophische Anregungen
Eduard Zwierlein (Universität Koblenz-Landau): Weisheit und Wachstum. Über metaphorische Vernunft und biophile Ökonomie
Eveline Cioflec (Universität Tübingen): Imagination als Grundstruktur sozialer Welten
Teil 3: Kulturwissenschaftliche Anregungen
Melissa Kennedy (Pädagogische Hochschule Oberösterreich): The Crisis of the Imagination and Narratives of Everyday Utopias
Steffen W. Groß (Brandeburgische Technische Universität Cittbus-Sentenberg): Vom Abbild zum Gebilde. Ökonomische Modelle als Symbolkunst
Teil 4: Imaginative Phänomene der Ökonomie
Birger Priddat (Universität Witten-Herdecke): Glaube, Hoffnung, Erwartung – zur Religion der Finanzmärkte. Das Imaginative und notwendige Fiktionen in ökonomischen Theorien
Andreas Langenohl (Justus-Liebig-Universität Giessen): Transaktionen und Spiele: Das Imaginäre der Decentralized Finance